Oper Köln
Drei Regisseurinnen bringen Puccinis "Il trittico"
auf die Bühne
Von Bernhard Hartmann
http://www.general-anzeiger-bonn.de/region/kultur/Drei-Regisseurinnen-bringen-Puccinis-Il-trittico-auf-die-Buehne-article1048052.html
Köln. Drei Regisseure
für drei Opern zu verpflichten, wäre gar nichts Ungewöhnliches, wenn es sich
nicht gerade um Giacomo Puccinis Einakter handeln würde, die der Komponist
unter dem Titel "Il trittico" zusammenband und als Tritychon an einem
Abend aufgeführt wissen wollte.
Da es sich um stark kontrastierende, jeweils in sich
geschlossene Werke handelt, erscheint der nun in der Kölner Oper am Dom
unternommene Versuch, jedem Einakter einem eigenen Regieteam anzuvertrauen,
durchaus legitim und spannend. Wie in einem Spiel gab es hier allerdings eine
Vorgabe zu beachten: Die drei Regisseurinnen Sabine Hartmannshenn, Eva-Maria
Höckmayr und Gabriele Rech mussten ihre Inszenierungen in demselben, nur
geringe Varianten zulassenden Bühnenbild Dieter Richters erarbeiten.
Der aber hat es ihnen mit seinem genialischen Entwurf
immerhin relativ leicht gemacht: Man sieht die aufgeschnittene Front eines aus
drei Ebenen (was durchaus starken symbolischen Charakter hat) bestehenden
Gebäudes. In "Der Mantel" (Il tabarro) schuften die Hafenarbeiter an
diesem Ort, in "Schwester Angelika" (Suor Angelica) beten die Nonnen
und in "Gianni Schicchi" tobt hier der Familienstreit um ein
Testament.
"Il tabarro" ist ein Eifersuchtsdrama mit
tödlichem Ausgang. Sabine Hartmannshenn zeichnet die Figuren mit
psychologischem Feingefühl nach. Liebe Hass und Angst spielen in der
Dreiecksbezieung zwischen dem Seineschiffer Michele, seiner sehr viel jüngeren
Frau Giorgetta und dem virilen Aushilfsarbeiter Luigi einander in die Hand.
Dass Luigi im Kampf mit Michele nicht durch dessen Hand stirbt, sondern
Giorgetta ihm ein Messer in den Rücken rammt, macht das Ende in gewisser Weise
offen: Hat sie ihren Liebhaber getötet, um so etwas wie Sicherheit in ihr Leben
zu bringen, oder hat sie ihn mit ihrem Gatten verwechselt?
Dem Realismus dieses packenden Dramas steht der Lyrismus der
"Suor Angelica" im zweiten Teil gegenüber, den Regisseurin Eva-Maria
Höckmayr mit zahllosen Symbolen extrem überfrachtet. Im Keller büßen wie in
einem Fegefeuer Nonnen in aufreizend rotem Ornat - einige von ihnen
offensichtlich schwanger. Darüber spielt die eigentliche Handlung um die
Schwester Angelica, die wegen eines unehelichen Kindes von ihrer Tante
gezwungen wurde, ins Kloster zu gehen. Auf der Bühne wird sich inflationär
bekreuzigt und die Äbtissin tritt als Mutter-Gottes-Figur in Erscheinung.
Die Figur spielt auch im dritten Teil, "Gianni Schicchi",
wieder eine Rolle - wenn auch mehr als Reverenz. Hauptsächlich geht es hier um
den durchtriebenen Titelhelden, der sich die Gier der Hinterbliebenen des
reichen, (mit verwandtschaftlicher Hilfe) eben erst verstorbenen Buoso Donati
zunutze macht, um selbst den Löwenanteil des Erbes zu kassieren. Gabriele Rechs
Inszenierung zeichnet die Figuren in schrillen Farben, schlägt die herrlichsten
Funken aus dieser rabenschwarzen Komödie.
Scott Hendricks überzeugte hier in der Titelrolle ebenso wie
als betrogener Michele. Die wichtigsten Frauenpartien waren schlichtweg
überragend besetzt: Asmik Grigorian verlieh der Giorgetta dramatischen
Zuschnitt, Jacquelyn Wagner gab eine lyrisch-anrührende Vorstellung als
Schwester Angelica und Gloria Rehm wickelte mit Laurettas Ari "O mio
babbino caro" das Publikum um den Finger.
Das Orchester wurde von Will Humburg zu Höchstleistung
angetrieben. Hier stimmte alles, dramatische Wucht, Temperament, aber auch das
Gespür für die wunderbaren lyrischen Ergüsse, zu denen Puccini auch fähig ist.
Hervorzuheben aus dem Riesenensemble wären noch Héctor Sandoval (Luigi) und
Dalia Schaechter (Frugola, Fürstin, Zita).
Buhs gab's nur für die Regie von "Suor Angelica",
ansonsten Begeisterung allenthalben.
Info: Termine: 11., 17., 19., 24., 26., 30. Mai und 1. Juni.
Karten in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen.