Autor: Johannes Nauber
Datum objave: 29.10.2013
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Man muss sich nur etwas trauen

Dmitrij Kitajenko

Dmitrij Kitajenko: "Man muss sich nur etwas trauen"

http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/kultur/2111214/dmitrij-kitajenko-man-muss-sich-nur-etwas-trauen.story

Einen verwegenen Schlusspunkt setzt der russische Dirigent Dmitrij Kitajenko morgen beim Carinthischen Sommer.

Sie führen morgen Ibert, Mendelsohn und Strawinskys "Feuervogel" auf. Drei Stücke, die auf den ersten Blick sehr weit auseinander liegen. Wie haben Sie das Programm zusammengestellt? Sind Wünsche vom Orchester mit eingeflossen?

 

DMITRIJ KITAJENKO: Die Idee kam von beiden Seiten. Das Orchester ist ja aus Frankreich und die Ouverture von Ibert, die das Orchester mitgebracht hat, ist ein guter Auftakt. Die festliche Ouverture, komponiert 1940, dauert ungefähr eine Viertel Stunde und ist brillant instrumentiert. Darauf dann Mendelsohns Violinkonzert aufgrund des Jubiläums und nach der Pause die komplette Ballettmusik aus dem "Feuervogel", Gerade Strawinsky passt ja zum französischen Klang und der "Feuervogel" wurde ja, glaube ich, in Frankreich uraufgeführt.

 

Sie gelten als Spezialist für die klassische russische Moderne und in nur zwei Jahren sämtliche Schostakovitsch-Symphonien eingespielt. Wie geht das?

 

KITAJENKO: Das war eine sehr intensive und harte Arbeit. Aber man muss wenig erklären, das ging wie mit alten Bekannten, mit denen man vertraut arbeiten kann. Ich habe auch schon angefangen, sämtliche Tschaikowski-Symphonien aufzunehmen.

 

Liegt für Sie, der Sie ja auch aus Russland kommen, eine besondere Faszination in dieser Musik?

 

KITAJENKO: An Schostakowitsch habe ich viel gearbeitet. Von seinen Symphonien sind heute nur noch die 1., 5., 7. und 10. zu hören. Alle anderen liegen sozusagen im Archiv, total unberechtigt. Das Orchester war dann auch begeistert von Schostakowitschs Klangwelt. Mit dem Ergebnis der Aufnahme war ich sehr zufrieden, es ist, als würde Schostakowitsch zu mir sprechen.

 

Sie sind als Dirigent weit herum gekommen, haben Orchester in Russland, Skandinavien, Schweiz und Korea geleitet. Jedes Orchester hat seinen Stil, wie lässt man sich als Dirigent darauf ein?

 

KITAJENKO: Es ist wie bei den Menschen. Jeder hat sein eigenes Gesicht, eine eigene Sprache. Bei einem kollektiven Orchester ist es genauso: eine eigene Mentalität, ein eigenes Gesicht. Psychologisch ist es wichtig vom ersten Moment einen guten Kontakt zum Orchester herzustellen. Am wichtigsten: kein Stress ab der ersten Probe! Man muss sich von Anfang an etwas trauen, sonst kommt keine Musik zustande. Für mich ist es nicht wichtig, wo ich dirigiere. Ob in Europa, Asien oder Russland, überall wollen die Leute spielen, arbeiten und einen tollen Konzertabend gestalten.

 

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen? Wollten Sie von Anfang an Dirigent werden?

 

KITAJENKO: Ich komme aus Leningrad und in der Straße meines Geburtshauses war eine Musikschule. Es war direkt nach dem Krieg und meine Mutter bestand darauf, dass ich Musikunterricht bekam. Zu Hause stand ein altes Klavier und schon als kleiner Bub habe ich versucht darauf zu spielen. Nach der bestandenen Aufnahmsprüfung habe ich als Chor- und Orchesterleiter angefangen und ein Jahr in Wien bei Hans Swarowsky und Karl Österreicher studiert. 1969 gewann ich den Karajan-Wettbewerb, dann kam das eine zum anderen.

INTERVIEW: PHILIP WALDNER

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Kategorije: Razgovor
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